WEISZ
Kurator: Mirjam C. WendtEröffnung: 04. Dezember 2016 13 Uhr Dauer: Offen: |
Künstler: Judith Karcheter Malte Hagen Olbertz Sven Stuckenschmidt Stephan Brenn Sonja Blattner Nadya Dittmar Jake Blaschka Jennifer Braun |
Unfassbar, was Farben alles können!
Einige wärmen, andere kühlen, aktivieren Glückshormone, sind einfach da und
überall. Sie können eine Liaison eingehen und uneigennützig in sich selbst
aufgehen oder zu einer ganz neuen Farbe verschmelzen. Andere beißen sich.
Schmerzen in den Augen oder flirren. Farben schaffen Stimmungen, senden Signale
aus, sprechen andere und zugleich alle Sprachen.
Unterschiede und Geschmack werden sprachlich zu Zinnober, Curry,
Lindenblütensorbet, Pistazie, Masala.
Aber was ist mit Weiß? Der Reinheit, das Unbefleckte, die Weisheit. Weiß ist ein
Versprechen. Das weiße Hemd schafft Autorität, die weiße Weste ist ein Ehrenwort.
Am Anfang war das Nichts, und Gott sprach, es werde Licht. Weiß ist die Heimat
des Lichtes, dass alles Sichtbare gebiert. Und doch ist Weiß keine Farbe. Weiß
ist die Summe aller Farben im Lichtspektrum, eine Nichtfarbe. Und zugleich pure
Reinheit, unbefleckt.
Isaak Newton zeigte das in seinen Prisma Experiment. Johann Wolfgang von Goethe
erforschte stattdessen den Raum zwischen den reinen Farben.
Weiß ist die leere Leinwand, der Neuanfang, der symbolische Frieden, die
Reinheit. Weiß ist schwer zu fassen. Auf Dauer ist es schwer zu
ertragen. So grell kann es sein. Erst das Spiel von Licht und Schatten gibt dem
Weiß seine Lebendigkeit. Schneeweiß, Brilliantweiß, Zinkweiß, Käseweiß,
Kreidebleich.
Ein weißes Blatt Papier kann einen horror vacui auslösen. Und ein winziger Fleck
auf Weiß kann die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Weiß trägt alles und ist damit vielleicht die schwerste Farbe.